Composition as Explanation
Projekt Research
Jahr 2022 – ...
Tags academia

Neben unserer Designpraxis arbeiten wir seit einiger Zeit an einem gemeinsamen Research-Projekt namens “Composition as Explanation”. Aus unseren Unterhaltungen über Grafikdesign heraus, recherchieren wir zu Sprachsystemen innerhalb des (Grafik)Designs. Uns interessieren deren progressive sowie regressive Züge und das Manifestieren verschiedener Unternehmungen, Grafikdesign irgendwo zwischen angewandter Arbeit und freier Kunstform zu positionieren. Dies führte zunächst zu einem gemeinsamen Are.na-Kanal mit Buchvorschlägen, kleinen Notizen und dann zu einigen gemeinsamen Dokumenten, in denen konkrete Fragen formuliert wurden. Als Produkt verschiedener Aus­einandersetzungen entwickeln Designer:innen Narrative und Positionen mittels kollektiver und/oder individueller Sprache. Daraus entstehen kreative, teils ausufernde Selbst­bezeichnungen, Wörter, Kategorien, Unterkategorien und idio­matische Ausdrücke eines erwei­terten Design-Begriffes. Die Sprache des Designs reproduziert sich in einer selbstreferentiellen autoritären Blase, die im so genannten (Design-)Kanon verfestigt ist. Dieser Kanon begrenzt die Möglichkeiten des Ausdrucks und kann so unweigerlich zu einem hartnäckigen Konservatismus führen.

 Sharp, simple, slick, sensual…

Lyrical Design, Reflective Design, Emotional Design, Disobedient Design, Ontological Design 

Welche Welten bilden (diese) Sprache(n) ab und wie Zugänglich sind diese außerhalb (aber auch innerhalb) eines Klassentreffens, einer Kunst­hochschule, einer Kulturszene, eines Design Kontextes? Wann zielt diese auf Verstän­digung, wann ist sie Selbstzweck, sogar Abgrenzung? Wo ziehen wir die Grenze zwischen Expertise und Gate­keeping im Design und darin, wie wir darüber sprechen? Wie sieht das Verhältnis von sprachlicher Auseinander­setzung und visueller Gestaltung aus? In der (Grafik-)Designtheorie, die ominöserweise unter dem Begriff Designforschung zusammengefasst wird, ist viel von der Möglichkeit einer nicht-teleologischen Lesart des Grafikdesigns als einem Punkt des Widerstands gegen das Kapital die Rede. Lesarten, fiktionale Momente,die schon immer ein integraler Bestandteil des Designs waren (in dem Sinne, dass Design immer ein gewisses Maß an Übersetzung erfordern wird), bieten die Möglichkeit, Welten zu erschaffen und alternative Szenarien zu imaginieren. Diese experimentellen, performativen Ansätze neigen dazu, bisweilen sehr phantastisch zu sein, teilweise schon out of touch mit der Realität. Die textbasierten theoretischen Arbeiten wiederum können sehr harsch sein und fast in der Tradition der negativen Dialektik, den Leser zwar mit einem Verständnis für ein Problem, aber auch mit einer Art Lähmung zurücklassen. Beide Ansätze bringen einen bestimmten Satz von Redewendungen und Phrasen hervor. Im Gegenteil dazu wird man im angewandten (Grafik-)Design oft aufgefordert, im Namen anderer zu "sprechen". Doch gerade diese Unmöglichkeit, für andere zu "sprechen", wird hier deutlich gemacht. Design ist also niemals neutral oder universell, sondern sehr subjektiv, und die persönliche Verantwortung muss automatisch übernommen werden, ebenso wie die Sprache. Daher ist die Beziehung und das Navigieren zwischen Lesen und Sprechen eines der Hauptthemen, die man als Designer verhandeln kann. Durch das Zusammenstellen und Verkörpern verschiedener Texte, dem borrowing positions innerhalb einer LARG´s (Live Action Reading Group) versuchen wir in der (Kom)position eine Antwort­möglichkeit zu erarbeiten. Eine LARG ist ein von uns konzipiertes Format, das sich hybrid zwischen einem LARP (Live Action Role Play) und einer Reading Group positioniert. Indem wir bewusst Positionen von Designer:innen, Theoretiker:innen, Künstlern:innen Autor:innen und Aktivist:innen auf der Grundlage ihres Textes annehmen und sie in einer systemischen Konstellation physisch materialisieren, werden Menschen als Vertreter von Mitgliedern oder Aspekten eines Systems/eines Gedankens/einer Position im Raum positioniert und treten in eine Beziehung und einen Dialog ein. Die Rezeption eines Textes wird zur performativen Forschung.













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